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So leicht wie atmen: Meine Vision für dein Schreiben

Wenn Menschen mich fragen, ob sie Schreiben nicht lieber an professionelle Texterinnen auslagern oder einer KI übertragen sollten, dann meinen sie nicht wirklich “Schreiben”, so wie ich das Schreiben verstehe. Schreiben wird oft mit dem Produzieren geschriebener Texte verwechselt. Das lesbare Ergebnis – der veröffentlichte Text, das fertige Buch – ist immer nur eine Facette dieses wunderbar vielschichtigen Prozesses. Aber eine Reduktion auf diese Facette blendet das aus, was so viele Menschen dazu bringt, überhaupt schreiben zu wollen:

Der Wunsch nach Selbstausdruck.

Unsere Stimme zu finden, unsere Wahrheit zu entdecken, unserer Essenz auf die Spur zu kommen und dafür treffende Worte zu finden – das sind einige der eigentlichen Gründe dafür, dass wir schreiben.

Es ist ein zutiefst erfüllender Prozess, in unserer digitalen Welt Ausdruck für das zu finden, was uns wirklich ausmacht; was uns bewegt, vielleicht erschüttert und geformt hat. Während das Erstellen (oder “Generieren” – was für ein hässliches Wort) von Texten auch Computer übernehmen können, ist das Schreiben als Prozess zutiefst menschlich.

Es ist ein Grundbedürfnis, unsere Ideen und Gedanken in Worten zu sortieren und anschließend nach außen zu kommunizieren. Dieser Prozess führt uns erst nach innen. Aus unseren Sehnsüchten, Träumen und Werten erkennen wir, wofür wir (ein)stehen, was uns wichtig ist, wie wir uns in unserem Leben, der Gesellschaft und im Weltgeschehen positionieren. Ausgeformt und aufgeschrieben wird unsere innere Haltung zu unserer Stimme und wir können mit den richtigen Worten unsere Ideen in die Welt tragen.

Klarheit auf Knopfdruck?

Meine Erfahrung hat mir oft gezeigt, dass der Weg zu klaren Worten uns immer zuerst in die Richtung unserer inneren Klarheit führt, die wir uns Schritt für Schritt erschreiben. Diese Klarheit ist ein Drahtseilakt; sie ist nie so greifbar, wie wir sie gern hätten. Fehlt sie aber vollkommen, bewegen wir uns beim Schreiben in einem Schleiernebel. Selbst hochpolierte Formulierungen haben dann kein Fundament und können den „Seifenblasentest“ nicht bestehen: Die Frage, was eigentlich hinter den Worten steht. (Können wir sie nicht spontan beantworten, ist unser schöner Text wie eine Seifenblase geplatzt.)

Beim Schreiben haben wir immer wieder die Wahl: Wir können uns eine Maske aufsetzen und die Klarheit dort, wo sie fehlt, mit geschickten Wordings vortäuschen. Das Ergebnis sind schöne Texte, an denen irgendetwas nicht stimmt. „Ich erkenne mich in meinen Worten nicht wieder“, lese ich oft.
Die Alternative lässt uns mutig werden: Wir schreiben das, was ist. Unbeschönigt und zutiefst menschlich. Unsere Worte dienen dann nicht länger als Blendspiegel, der etwas vorgibt oder über Fehlendes hinwegtäuschen soll. Stattdessen wird unser Schreiben zum Brennglas für innere Prozesse: Veränderung und Wachstum.

Wir schreiben nicht, um uns zu beweisen. Wir schreiben, um Momentaufnahmen unserer Wirklichkeit zu kreieren und tiefere Einblicke in unsere Realität zu erfahren – und andere daran teilhaben zu lassen. Dazu gehört, dass wir uns im Schreibprozess die richtigen Fragen stellen.

Die richtigen Fragen

Die Frage “Wie schreibe ich besser?” ist auf ein äußeres Ergebnis fixiert und wird dich von dir selbst wegführen. Versuche es beim Schreiben stattdessen mal mit Fragen, die dich (wieder) in tiefere Verbindung zu dir selbst führen:

Was macht mich wirklich aus?

Wonach sehne ich mich?

Was möchte ich bewirken?

Beim Schreiben bekommen wir nicht auf Anhieb Antworten auf diese Fragen, aber wir können uns ihnen annähern. Dadurch öffnen wir neue Räume: Jenseits von Schwarz und Weiß sind die Nuancen unserer Wahrheit feiner und unsere Reaktionen darauf subtiler. Schreiben lässt uns unsere äußere Welt und unsere innerer Wirklichkeit anders wahrnehmen. Diese neuen, feineren Dimensionen lassen unser Denken und schließlich auch unser Schreiben nuancierter und tiefer werden.

Plötzlich reicht es nicht mehr, mit der perfekten Formulierung an der Oberfläche zu kratzen. Wir wollen es genau wissen, spüren und verkörpern.
Bestimmt hast du schon von  “Embodiment” gehört – das bedeutet, dass etwas, was wir erleben, nicht nur im Gehirn, sondern in unserem ganzen Körper abgespeichert wird. Auch Schreiben wird so von einer rein denkenden zu einer körperlichen Erfahrung. Spätestens jetzt wird keine KI mehr mitkommen.

Warum sehnen wir uns danach, zu schreiben?

Nicht jede Schreibende hat den brennenden Wunsch, irgendwann das Label “Bestseller-Autorin” wie ein neues Statussymbol vor sich herzutragen. (Disclaimer: Es ist völlig okay, sich diesen Erfolg zu wünschen.)
Im Gegenzug ist nicht jede Bestseller-Autorin tatsächlich eine Schreibende (Ghostwriter gab es schon lange vor Chat GPT und geschickte Marketing-Kampagnen machen Bücher heute mit günstigen oder kostenfreien Downloads schnell zu “Bestsellern”. Was es dagegen bedeutet, Schreiben zu einer Lebenshaltung zu machen, kannst du hier nachlesen.)

Warum also Schreiben?

Weil wir uns danach sehnen, uns selbst zu finden und auszudrücken.

Weil Kreativität uns auf tiefer Ebene erfüllt.

Weil Schreiben uns offener, wacher und neugieriger macht.

Weil wir schreibend uns selbst, unsere Wirklichkeit und unsere Beziehungen anders erleben.

Die Liste könnte noch um einiges länger sein. Aber ich denke, du verstehst, was ich meine: Es geht beim Schreiben nicht (nur) um das Ergebnis und die Wirkung des Geschriebenen, sondern auch um das Schreiben selbst. 

Deshalb ist mein Wunsch für dich, dass du das Schreiben für dich selbst entdeckst und genießt, statt dich mit hohen Erwartungen an deine Texte unter Druck zu setzen.

Aus diesem Druck entsteht nämlich oft der Impuls, nicht mehr zu schreiben.

Stattdessen wünsche ich dir, dass sich dein Schreibhorizont mit jedem Wort öffnet und du den Prozess des Schreibens als heilsam, erfüllend und augenöffnend erlebst.

Meine Vision für dein Schreiben

Über dein Schreiben lernst du, der Stimme deiner Seele zu lauschen. Deine Aufgabe als Schreibende ist nicht, “gut” zu schreiben, sondern dieser einzigartigen Stimme Ausdruck zu geben. Mit dieser neuen Haltung befreist du dein Schreiben vom Anspruch auf Perfektionismus.

Das “Wie” tritt hinter dem “Was” zurück.

Dadurch erkennst du, was wirklich wirklich ist – und kannst darüber schreiben. 

Deine Kreativität lässt sich nicht durch Kontrolle und Zwang beschleunigen. (Form und Struktur kommen tatsächlich beim Schreiben.) Aber wenn du dir traust, ihre Facetten auszuleben, wird sie dich zum Staunen bringen. 

Die nuancierte Sprache deines Seins zu entdecken, ist ein zutiefst erfüllender Prozess. Selbst wenn es nicht deine ursprüngliche Intention ist, wirst du damit deiner Bestimmung immer näher kommen. 

Ein Schreiben, das so leicht ist wie Atmen, kann die Kraft einer großen Welle freisetzen. Je mehr du schreibst, desto deutlicher wirst du das spüren. Nach und nach spült dieses Welle das Weg, was nicht zu dir gehört oder nicht mehr zu dir passt. 

Dafür werden deine Worte tiefe Verbindungen schaffen – zuerst in dir selbst und dann nach außen. Du wirst andere inspirieren, begeistern und ermutigen. 

Mit jedem geschriebenen Wort wirst du der Wahrheit – deiner Wahrheit – näher kommen. 

Du wirst dieses Schreiben nicht mehr missen wollen – auch wenn dein Text veröffentlicht oder dein Buch längst gedruckt ist. Jeder neue Tag, jede leere Seite sind eine neue Einladung zum Schreiben. Der beste Zeitpunkt, damit zu beginnen, ist immer jetzt. 

Die Essenz des Schreibens

Ich wünsche dir ein Schreiben, das dich befreit.
Frei von Selbstkritik, Erwartungen und Zweifeln fließen deine Worte aus dir selbst heraus. Du löst dich von Vorstellungen, wie du schreiben sollst und entdeckst stattdessen die Stimme deiner Seele.

Ich wünsche dir ein Schreiben, das dich verwurzelt.
Tief in dir selbst findest du das, was geschrieben werden will. Mit jedem Wort verwurzelst du dich in dir selbst, in deiner Essenz, in deiner inneren Weisheit. 

Ich wünsche dir ein Schreiben, das dich erfüllt.
Ohne „müssen“ und „sollen“ darfst du deinen eigenen Ausdruck entdecken und deine Kreativität erspüren. Du darfst mit Freude und Hingabe kreieren und jedes einzelne Wort auskosten.

Ich wünsche dir ein Schreiben, das dich wachsen lässt.
Du bist Meisterin und Übende zugleich. Du darfst ausprobieren, Fehler machen, Perfektion in den Wind schießen, neu beginnen. Offenheit und Neugier weisen dir den Weg.

Ich wünsche dir ein Schreiben, das dich inspiriert.
So leicht wie dein Atem – vertraut und doch immer wieder neu. So inspirierend wie ein Spaziergang am Meer und so wohlig wie eine warme Kuscheldecke an kalten Tagen. Wenn dein Schreiben dich so empfängt, wirst du damit nie wieder aufhören wollen.

Ich wünsche dir ein Schreiben, das wirkt.
Kraftvoll wie die Wellen, die aus dem Meer aufsteigen. Verbindend auf höchster und tiefster Ebene – über deine Worte und dein Gefühl. Mutig und ehrlich – als Nordstern für dich selbst und andere. Deine Worte können neue Horizonte öffnen und Großartiges bewegen.

Write Waves!